Konzertreihe Sankt Aurelius startet am 16. März um 19 Uhr in die neue Saison
Altbewährtes, aber auch Unbekanntes aus der Feder der Familie Bach
Wie im vergangenen Jahr wartet die Konzertreihe Sankt Aurelius auch im 49. Jahr ihres Bestehens mit fünf Konzerten auf. Den Auftakt machen am Sonntag, dem 16. März die in Hirsau fast schon zum Stammpersonal der letzten Konzertjahre gehörenden Juliane Laake mit ihren Gamben und die Cembalistin Flóra Fábri, die seit ihrem Auftritt mit Bachs Goldbergvariationen weiter an Renommée gewonnen hat. Damit gehören beide Musikerinnen zur internationalen Spitze im Bereich der Alten Musik bzw. der historisch informierten Aufführungspraxis.
Ihr Programm zum Start der neuen Hirsauer Konzertsaison widmet sich mit der Viola da Gamba einem Instrument, das in der Ära Bach seinen Höhepunkt erreichte bzw. überschritt und danach vom moderneren Violoncello abgelöst wurde. Die drei Sonaten Johann Sebastian Bachs für Viola da gamba und Cembalo zeugen aber noch einmal auf das Feinste von der Bedeutung und der Qualität dieses meist sechssaitigen Streichinstruments. Obwohl nur die Sonate in G-Dur (BWV 1027) im Autograph erhalten geblieben ist, gibt es an der Echtheit dieser Werke keinen Zweifel. Allerdings liefern alle drei Sonaten für Viola da gamba deutliche Anhaltspunkte dafür, dass es sich um Bearbeitungen Bachs von zunächst als Triosonaten für zwei Diskantinstrumente und Continuo vorgesehene Kompositionen handelt. Nach wie vor unklar ist dagegen, wann und wo Bach diese Sonaten geschrieben bzw. für die Viola da gamba bearbeitet hat. Vielleicht wurden sie für den zwischen 1737 und 1743 in Leipzig ansässigen großen Gambenvirtuosen Carl Friedrich Abel geschrieben, von dem im Konzert ebenfalls ein Werk erklingen wird.
Außerdem stehen auf dem Programm dieses Hirsauer Auftaktkonzerts Gambensonaten des jüngsten Bachsohnes Johann Christian, der zusammen mit Carl Friedrich Abel in London die erste Konzert-Abonnementreihe der Musikgeschichte gegründet hat, und seines ältesten Bruders Carl-Philipp Emanuel. Außerdem wird Flóra Fábri ein Cembalowerk Wilhelm Friedemann Bachs zum Besten geben.
Damit kommen die Zuhörerinnen dieses ersten Hirsauer Konzerts im noch jungen Jahr 2025 auf geballte Weise in den Genuss der enormen musikalischen Phantasie und Schöpferkraft der Familie Johann Sebastian Bachs.
Diesem ist auch das zweite Konzert am 25. Mai gewidmet, bei dem nach einjähriger Pause seine Goldbergvariationen – in vollem Titel „Aria mit verschiedenen Verænderungen vors Clavicimbal mit 2 Manualen“ – erklingen werden. Goldberg- Interpret 2025 ist der junge, aus Indonesien stammende und bei Freiburg lebende Cembalist Adhi Tanumihardja.
Ohne Werke Johann Sebastian Bachs kommt das Konzert am 20. Juli aus, bei dem Guido Larisch am Violoncello und Kristian Nyquist, Cembalo, Kompositionen des 18. Jahrhunderts für Violoncello und Cembalo „Im Geschmack von sechs Nationen“ vergleichend vorstellen werden.
Nach einer langen Sommerpause wird die Konzertreihe am Sonntag, dem 5. Oktober mit einem Konzert des erstmals in Hirsau gastierenden „enSemble RAiSONANT“ fortgesetzt. Unter dem Titel „Licht und Schatten“ werden Philipp Polhardt, Tenor, Judith von der Goltz, Violine, Leonard Schelb, Block- und Traversflöte, Marie Deller, Violoncello und Blockflöte sowie Wiebke Weidanz, Cembalo, Arien und Sonaten des deutschen und englischen Barocks musizieren.
Mit einem für Hirsau eher ungewöhnlichen Ausflug in die Wiener Klassik und in die Romantik geht die Konzertsaison am 9. November zu Ende. Ein
Kammermusikensemble um den herausragenden italienischen Klarinettisten Tindaro Capuano und die nicht nur in Hirsau bestens bekannte Geigerin Petra Müllejans wird dann erstmals in Hirsau die Klarinettenquintette von Wolfgang Amadeus Mozart, A- Dur KV 581, und Johannes Brahms, h-Moll op. 115, zu Gehör bringen. Dies geschieht auf Instrumenten, die auf 430 bzw. 438 hz gestimmt sind, womit auch dieses Konzert außerhalb der gewohnten Werke aus Renaissance und Barock wunderbar in die Hirsauer Tradition der historisch informierten Aufführungspraxis passt.
Alle Konzerte der Konzertreihe Sankt Aurelius beginnen wie üblich um 19 Uhr. Karten zum Preis von 20 € (Schülerinnen und Studierende zahlen nur 10 €.) gibt es ab 18 Uhr an der Abendkasse. Das gewohnte gelbe Faltblatt mit allen Informationen zu den musikalischen Veranstaltungen in der Aureliuskirche in diesem Jahr, also auch mit den Stunden der Orgelmusik, liegt ab Anfang Februar in unseren Kirchen und an bestimmten Stellen in der Stadt Calw (Stadtinformation u. a.) aus.
Peter Schlang